Projektbeginn: Mai 2014
Projektlaufzeit: 5 Monate
Europäische und bundespolitische Rahmenbedingungen wie das EEWärmeG, die Fördermöglichkeiten nach dem KWKG oder klimaschutzrechtliche Vorgaben, wirtschaftliche Veränderungen wie der Preisanstieg der fossilen Energieträger und der Ruf der Gesellschaft nach vermehrtem Einsatz von erneuerbaren Energien lassen der Nahwärmeversorgung eine Renaissance erleben und machen ein über lange Zeit meist vernachlässigtes Geschäftsfeld für Versorger wieder zunehmend attraktiv. Die Nahwärme ist jedoch nur dann zukunftsträchtig, wenn es gelingt dem Verbraucher eine kostengünstige, preisstabile, sichere und ökologische Wärmeversorgung anzubieten. In diesen Punkten muss sich die Nahwärmeversorgung dem Vergleich zu anderen am Markt verfügbaren Wärmebereitstellungssystemen stellen und langfristig behaupten. Die Entscheidung eines Wärmeversorgers, ob ein Stadtteil oder eine Kommune mit Nahwärme erschlossen werden soll, begleitet eine Reihe von Fragen, zum Beispiel nach dem derzeitigen Wärmeabsatz und den Gestehungskosten. Das Ziel der Bundesregierung bis 2020 den Wärmebedarf der Gebäude um 20 % und darüber hinaus den Primärenergiebedarf bis 2050 um bis zu 80 % zu senken, stellt die Betreiber einer Nahwärmeversorgung vor eine große Herausforderung. Wie wird sich der Wärmeabsatz in den nächsten Jahren entwickeln? Welche Einnahmen müssen langfristig generiert werden, um einen wirtschaftlichen Betrieb aufrechterhalten zu können? Und welche maximalen Investitionskosten für die Errichtung eines Wärmeerzeugungssystems können aufgewendet werden? Diese Fragen sollten im Rahmen der Arbeit am Beispiel der Stadtwerke Neuburg an der Donau geklärt werden.
Projektergebnis
Ziel der Arbeit war es, eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen, auf deren Basis Wärmeversorger prüfen können, ob sich die Errichtung einer Nahwärmeversorgung in einem bestimmten Stadtteil bzw. einer bestimmten Kommune langfristig lohnt. In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Neuburg an der Donau und der Firma WASO Energie GmbH & Co. KG aus Neustadt an der Donau wurde ein Berechnungs-Tool zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit von Nahwärme-Projekten in Wohngebieten anhand realer Daten aus der Praxis entwickelt.
In Form einer Vollkostenrechnung in Anlehnung an die VDI 2067 wurden die unterschiedlichen Wärmeerzeugungssysteme Heizöl, Erdgas, Pellets und Luft/Wasser-Wärmepumpe auf ihre Gestehungskosten für unterschiedliche Baustandards und Gebäudetypen analysiert. Anschließend wurden die Zielkosten der Nahwärmeversorgung für ein definiertes Versorgungsgebiet mit unterschiedlichen Anschlussquoten berechnet. Zukünftige Entwicklungen wurden anhand einer Szenarioanalyse betrachtet.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Beheizung von Wohngebäuden mit Nahwärme für die Kunden in den meisten Fällen kostengünstiger sein kann als konventionelle Einzellösungen. Der größte Konkurrent der Nahwärmeversorgung ist derzeit Erdgas als Wärmebereitstellungssystem – vor allem im Bestandsbau. Insgesamt kann die These der kostengünstigen Versorgung jedoch aufrechterhalten werden. Die Szenarioanalyse zeigt, dass die Errichtung einer Nahwärmeversorgung auch in Zukunft wirtschaftlich möglich sein wird –jedoch bei steigenden Wärmegestehungskosten. Die Senkung des Wärmebedarfs wird voraussichtlich die Erhöhung des Wärmepreises – vor allem des Grundpreises – nach sich ziehen, den die Betreiber zukünftig ansetzen werden müssen, um die Amortisation der Investition in jedem Fall zu gewährleisten. In gleichem Maße steigen allerdings auch die Wärmegestehungskosten für konventionelle Einzelanlagen, da die Investitionskosten auf eine geringere Anzahl an jährlich benötigten Kilowattstunden Wärme aufzuteilen sind..